Wir leben heute in einer Welt, in der Grenzen – sichtbar oder nicht – unser Alltagsleben im tiefsten Sinn prägen. Es sind Grenzen der Natur, die einen Waldrand zum hohen Berg oder eine Klippe zur Meeresküste klar definieren. Aber es sind auch Grenzen der Natur, die von den Menschen überschritten worden sind. Grenzen, die uns mit Brücken und Tunnels hemmungslos vom einen Ufer zum anderen, vom einen Tal zum nächsten zu springen erlauben. Es gibt die künstlichen Grenzen der Menschen, die Tag und Nacht geschlossen bleiben und die Freiheit der menschlichen Bewegung verhindern.
Es gibt blutige Grenzen, die von den Menschen national und ideologisch bekämpft und mit Stolz verteidigt werden. Es sind Grenzen unserer Zeit, die wir seit der letzten Eiszeit geerbt haben, die schnell am Schmelzen sind und dadurch viele Städte und ihre Umgebung ans Limit der steigenden Meerespegel bringen und bedrohen. Unsere Landschaft ist genau der Ort, wo all diese Grenzen auftauchen und unsere beschleunigte Epoche bestimmen und stark verändern. Dies bedeutet ein völlig anderes Verständnis der Natur und dessen Ästhetik.