Di 20. Februar 2024, 20 Uhr
The Proof of the Pudding – Herman Hertzberger
Architektur im Film
im Kinok
- Einführung durch Hubertus Adam, Architekturhistoriker, Zürich
im Kinok
- Einführung durch Hubertus Adam, Architekturhistoriker, Zürich
Der niederländische Architekt Herman Hertzberger ist auch mit 90 Jahren noch aktiv. Sein ikonisches Bürogebäude «Centraal Beheer» in Apeldoorn aus dem Jahr 1972 soll in einen zeitgemässen Wohnbau umgebaut werden. Herman Hertzberger sieht in der bevorstehenden Transformation eine Bewährungsprobe «a Proof of the Pudding» – denn seine strukturalistischen Ideale der 1970er Jahren zielten darauf ab, Gebäude flexibel und nachhaltig zu gestalten. Das «Centraal Beheer» wurde für seine grosszügigen Freiräume gefeiert. Doch gerade diese sozialen Räume machen das Gebäude für Projektentwickler uninteressant – sie widersetzen sich einer Kommerzialisierung.
Herman Hertzberger gehört mit Aldo van Eyck zu den wichtigsten Vertretern des Strukturalismus der 1960er- und 1970er-Jahre in den Niederlanden. Nele Rickmann schreibt in archithese: «‹The Proof of the Pudding› (zu deutsch sinngemäss ‹Probieren geht über Studieren›) zeigt die Zwickmühle, in der die von Kennern so gefeierte Architektur gegenwärtig steckt. ‹Centraal Beheer› ist dabei kein Einzelfall – das Altersheim ‹De Drie Hoven› in Amsterdam, ebenfalls ein Vorzeigeprojekt von Hertzbergers in die Tat umgesetzten Theorien, wurde bereits abgerissen. (…) Damit ‹Centraal Beheer› nicht das gleiche Schicksal ereilt wie ‹De Drie Hoven› kämpft Herman Hertzberger mit seinem Büro AHH Architekten und Laurens Jan ten Kate, der seit über 30 Jahren als Büropartner an seiner Seite steht, einen unerbittlichen, langwierigen und zähen Kampf. Der Dokumentarfilm zeigt Hertzberger im Büro sowie privat in seiner Wohnung und im Ferienhaus in Norditalien nahe der französischen Grenze. Die Symbiose von Leben und Arbeit wird hier deutlich; auch abends im Dunkeln sitzt der 90-jährige Architekt am Schreibtisch in seiner Wohnung, macht Skizzen und blättert in alten Fotografien, die ihm seit je eine der wichtigsten Inspirationsquellen sind. Die Dokumentation spielt mit aktuellen Momenten, die Hertzberger als Zeitzeugen zeigen, sowie mit Rückblicken, in denen er unter anderem Journalisten stolz durch das damals gerade eröffnete ‹Centraal Beheer› führt.»
Regie: Patrick Minks, Jaap Veldhoen, Wouter Snip, NL, 2022, OV/NL/D/IT, 100′, ab 16 Jahren.
Mitwirkende: Herman Hertzberger, Laurens Jan ten Kate, Titus Hertzberger, Hans Ibelings, Johan Kruithof, Peter Kuiten, Chris van den Dungen, Winy Maas u.a.
Hubertus Adam
ist freiberuflicher Kunst- und Architekturhistoriker sowie Architekturkritiker und Kurator. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie in Heidelberg war er 1996/97 als Redakteur der «Bauwelt» in Berlin und 1998–2012 als Redaktor der «archithese» in Zürich tätig. 2010–2012 war er Künstlerischer Leiter des Schweizerisches Architekturmuseums, SAM, in Basel, 2013–2015 gesamtverantwortlicher Direktor. Er war langjährig als Architekturkritiker für die NZZ tätig. Hubertus Adam veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur zeitgenössischen Architektur, über die Architektur des 20. Jahrhunderts, zur Kunst und Bildhauerei um 1900, zur Designgeschichte, zur Landschaftsarchitektur, zum Bühnenbild und über das Thema Denkmal. Er ist überdies als Juror sowie als Referent, Moderator und Gastkritiker für diverse internationale Institutionen und Hochschulen tätig. 2004 erhielt er den Swiss Art Award für den Sektor Kunst- und Architekturvermittlung.
Kinok
Reservation: 071 245 80 72 oder auf kinok.ch
Eintritt: 16.– / Mitglieder AFO 11.–