Als Balkrishna Vithaldas Doshi 2018 mit dem Pritzker Preis ausgezeichnet wurde, hob die Jury in ihrer Begründung hervor, er habe sein besonderes architektonisches Vokabular mit Wertschätzung für die Tradition und in Harmonie mit der sich wandelnden Kultur seiner Heimat Indien entwickelt. Wertschätzung und Harmonie bilden auch den Grundton des dokumentarischen Filmportraits «Das Versprechen – Architekt BV Doshi». Entstanden ist der Film des Regisseurs Jan Schmidt-Garre 2022, nur wenige Wochen bevor Doshi 95-jährig im Januar 2023 starb.
Im Sommer 2023 lief er bereits bei Festivals in Hongkong, Südkorea, Polen und Irland, Anfang Oktober wurde er zudem beim Architecture Film Festival Rotterdam gezeigt. In ruhigen, oft nahen, sparsam mit Kammermusik von Béla Bartók akzentuierten Einstellungen führt der Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer Doshi durch sein Leben und sein gebautes Werk. In wenigen Sätzen werden Grundhaltungen über Licht, Form, Wegeführung, Interaktion, nachhaltiges Bauen oder soziale Verantwortung formuliert. Es werden Eindrücke aus der Zeit im Pariser Büro seines Vorbildes Le Corbusiers zu Beginn der 1950er oder Anekdoten über Louis Kahn eingestreut. Vor allem aber werden Gebäude in ihrem gegenwärtigen Zustand – in voller Nutzung, weitergebaut oder auch leerstehend – durchwandert.
Regie: Jan Schmidt-Garre, D, 2022, OV/E/OmU, 90′
Vera Simone Bader
ist Kunsthistorikerin und seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Architekturmuseum der TU München. Dort kuratierte sie die Ausstellung Lina Bo Bardi 100. Brasiliens alternativer Weg in die Moderne. Für ihre Dissertation erhielt sie 2014 den Hans-Janssen-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.