Auf Zeit ·
Was hat die beständige Architektur mit der flüchtigen Zeit zu tun? Architekten wähnen sich oft als Künstler, die in der Zeitlosigkeit arbeiten. Die auftretenden Stilepochen werden als rhythmisch vorantreibende Wellen in diesem Kontinuum angesehen.
Mit der Zeit lassen sich die historischen Dimensionen bemessen. Eine weitere unweigerliche Folge des Zeitenflusses stellt der kontinuierliche Zerfall der Materie dar, dieser wird im positiven Sinne und bis zu einen gewissen Grad als Patina bezeichnet. Aus dem Zerfall lassen sich aber auch Strategien des Wiederverwendens oder auf Neudeutsch des Recyclings ableiten.
Wie gehen wir mit dem Zerfall und der Zeitlichkeit um? Meistens wird restauriert und saniert. Aber was machen wir, wenn die Substanz noch intakt ist, sich jedoch die Bedürfnisse geändert haben? Zerstören wir dann etwas, das materiell noch gut ist, oder gelingt es, dieses so umzugestalten, dass es gewandelten Bedürfnissen
genügt?
Guter Architektur mit ihren der Zeit enthobenen Ansprüchen fällt es beim Aushandeln guter Lösungen oft schwer, dem marktwirtschaftlichen Druck standzuhalten. Da bedarf es meistens der Unterstützung mit politischen Ideen und um diese zu erhalten und zu stärken, braucht es überzeugende architektonische Argumente. Und da sind die Fachleute gefragt, welche um Begründungen für ihre Haltungen ringen. Im AFO wird dies öffentlich und somit nachvollziehbar praktiziert.
Am mittlerweile etablierten Montagabend soll, wie bereits 2018, im Anschluss an ein themengebundenes Fachreferat eine Diskussion mit Gästen aus den Bereichen Soziologie, Philosophie, Kunst, Politik oder Wirtschaft geführt werden. In diesem Jahr widmen wir uns dem Umgang mit der Zeit, der Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Veränderungen, auf materieller Ebene und in Bezug zur Gestaltung von öffentlichen und privaten Räumen und Landschaften.
Wieder moderiert durch Dr. phil. Barbara Bleisch und Herr Dr. phil. Jean-Daniel Strub, erhalten die Abende Dichte und Gehalt.